Hätte Narziss damals ein Smartphone besessen, dann hätte er wohl deutlich länger leben können. Denn statt sich in sein im Fluss gespiegeltes Antlitz zu verlieben und im Zuge dessen unglücklicherweise zu ertrinken, hätte der selbstversessene griechische Gott einfach tagein tagaus Selfies schießen können.
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Shitstorm
Wenn es einen Begriff gibt, der in den vergangenen Jahren wie kaum ein anderer genüsslich durch die deutschen Medien gereicht wurde, dann ist das der Shitstorm. Vielleicht liegt es daran, dass die Politiker inzwischen so langsam im Neuland Internet angekommen sind, vielleicht aber auch einfach daran, dass dieses Wort so ungemein anschaulich ist: Wie das aussieht, wenn ein Sturm aus Scheiße über jemanden hereinbricht, kann man sich nur allzu gut vorstellen.
Skeuomorphismus
Auch wenn es so klingt, Skeuomorphismus ist nichts, woran früher Seemänner erkrankt sind. Der Begriff stammt aus der Welt des Designs und bezeichnet die Orientierung an vertrauten Alltagsgegenständen beim Gestalten von digitalen Oberflächen. Seit den Neunzigern haben Software-Designer darauf gesetzt: So verwandelte sich der Mauszeiger in eine Sanduhr, wenn es mal wieder länger dauerte, und noch heute schmeißen wir Dateien beim Löschen in den Papierkorb, obwohl sie eigentlich nur aus Nullen und Einsen bestehen.
Sockenpuppe
Wem das Internet beizeiten vorkommt wie ein einziges riesengroßes Kasperletheater, der liegt damit gar nicht so falsch. Schließlich treiben in den Weiten des Netzes haufenweise Sockenpuppen ihr Unwesen – und das auch noch gut getarnt. Denn während jedes Kind erkennen kann, dass eine in einen Socken gesteckte Hand zwar ganz lustig aussieht mit dem weit aufgerissenen Maul, aber ganz bestimmt keine eigene Person ist, so fällt diese Unterscheidung im Internet deutlich schwerer.
Spam
Wenn haufenweise Wikinger in einem Lokal sitzen und Frühstücksfleisch aus Dosen besingen, dann handelt es sich dabei aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Sketch von Monty Python. Wenn gut zwanzig Jahre später nerdige Programmierer auf die Idee kommen, ein Internetphänomen auf den Namen des besungenen Dosenfleischs zu taufen, dann ist das ein Fall für mich.
Streaming
Früher musste man sich, wenn man ins Schlaraffenland wollte, erst durch einen Berg aus Reisbrei hindurchessen. Heute genügt es in der Regel, seine E-Mailadresse einzugeben und sich ein Passwort auszudenken, das schwerer zu knacken ist als „123456“. Wobei, oft ist selbst das nicht nötig. Streaming lautet das Zauberwort, welches in der magischen Gegenwart das Tor zum Medienschatz der gesamten Menschheit öffnet.
StudiVZ
Man kann ja nicht immer nur nach vorne schauen, stattdessen werfen wir an dieser Stelle mal einen Blick in die Vergangenheit des Internets. Die Jüngeren werden sich vielleicht nicht mehr daran erinnern, aber es gab eine Zeit, in der nicht jeder in Deutschland bei Facebook war. Damals, in der grauen Vorzeit, vertrieb man sich die Zeit stattdessen bei StudiVZ.