Als ein unbekannter Student der Mainzer Uni eines Tages genug davon hatte, dass sich die Tür zum Philosophicum seit Wochen nicht öffnen ließ, pappte sie oder er unter den Zettel „DEFEKT. Techniker ist informiert“ einen weiteren Zettel, auf dem stand: „TECHNIKER AUCH DEFEKT“. Dann passierte eine Weile lang nichts, doch auf einmal war die komplette Umgebung tapeziert mit ausgedruckten Bildern samt lustigen Kommentaren zur kaputten Tür. An der Uni Mainz war eine Mem-Wand entstanden.
In der Evolutionsbiologie bezeichnet der Begriff Mem eine Informationseinheit, die von Mensch zu Mensch übertragen wird und sich bei dabei stetig verändert. Internetmemen liegt dasselbe Prinzip zugrunde, allerdings geht es dort meist um Anspielungen auf popkulturelle Personen, Ereignisse oder Tiere aller Art. Dazu werden GIFs und Videos bearbeitet oder Bilder mit Beschriftungen versehen, so dass sie in einen absurden Kontext rücken. So machen sich dann etwa Sheldon, Willy Wonka, Zoidberg und viele weitere darüber lustig, dass die Mainzer Unitür immer noch nicht repariert ist (während Angela Merkel Verständnis für den langsamen Techniker zeigt).
Meme haben sich in den letzten Jahren zu einer Art universalen Sprache des Internets entwickelt. Sie haben sich zum beliebten Mittel aufgeschwungen, um seine Gedanken und Gefühle auszudrücken, und eignen sich dabei insbesondere zur Übermittlung von Witzen, aber auch zu Kommentaren zum Zeitgeschehen oder sogar zu politischem Protest. Um sie zu verstehen, ist ein gewisses Insiderwissen notwendig, doch das gibt es an jeder Ecke in der Onlinewelt. Auch ihre Herstellung ist dank Memgeneratoren kinderleicht und geht schnell von der Hand.
Um die Witze noch besser zu machen, werden sie von verschiedenen Leuten immer wieder aufgegriffen und variiert. Wie eine lebendige Sprache entwickeln sich Meme stets weiter, außerdem kommen ständig neue hinzu. Sie halten das Internet am Laufen und sorgen dafür, dass es jeden Tag etwas Frisches zu lachen gibt. Allerdings können Meme auch aus der Mode kommen und zu Klischees werden, wenn ihnen durch die Erwartbarkeit die Komik oder Aussagekraft abhandengekommen ist. Nichts ist so alt wie das Mem von gestern.
Die Menge aller Meme ist längst riesig geworden. Wer einigermaßen den Überblick behalten will, kann auf die Seite Know Your Meme zurückgreifen, die sich den Internetphänomenen mit gespieltem wissenschaftlichen Ernst und viel Hingabe annimmt. Die Meme der viralen Mainzer Unitür haben es während ihrer sprunghaften Karriere übrigens sogar zu einer Kunstausstellung geschafft.