Als Steve Wilhite im Jahr 1987 das Graphics Interchange Format – kurz GIF – in die Welt setzte, gab es noch nicht mal das World Wide Web. Das Dateiformat für Grafiken stammt also aus der Steinzeit der Computergeschichte. Doch obwohl es heutzutage eigentlich hoffnungslos veraltet ist, wird es ständig im Internet verwendet, denn es hat einen entscheidenden Vorteil: Mit GIFs lassen sich Bilder spielend leicht animieren.
Bis Ende der Neunziger Jahre mussten Webseiten vor allem bunt sein und blinken. Dafür eigneten sich GIFs ausgezeichnet. Internetveteranen kennen vielleicht noch diese comicartigen Grafiken mit lodernden Flammen, wehenden Flaggen oder in Postkästen fliegenden Briefen. Auf den heutigen Tumblr-Blogs werden dagegen deutlich größere Grafiken animiert, etwa Fotos oder Einzelbilder aus Videos. So entsteht eine Art digitales Daumenkino.
Mit einer Dauer von meist nur wenigen Sekunden harmonieren GIFs wunderbar mit der Aufmerksamkeitsspanne eines typischen Internetnutzers von heute. Dabei kann man sie sich allerdings in Endlosschleife anschauen – oft macht das die Animationen noch lustiger oder hypnotischer. GIFs kann man also schnell konsumieren, und doch lässt sich mit ihnen jede Menge Zeit verschwenden. Sie hauchen Fotos Leben ein und lassen sich dadurch sogar zur Kunstform erheben – tut euch einen Gefallen und googelt „Cinemagraph“!
Doch solange es GIFs gibt, wird eine Debatte wohl niemals enden: Wird das Wort nun „Giff“ oder „Dschiff“ ausgesprochen? Als Steve Wilhite kürzlich einen Webby Award (sozusagen ein Internet-Oscar) für sein Lebenswerk erhielt, versuchte er ein für alle Mal klarzustellen, dass die richtige Aussprache „Dschiff“ lautet – doch seit wann lässt man sich im Internet etwas vorschreiben und benutzt Sachen ausschließlich so, wie sie vom Erfinder intendiert waren?