Autovervollständigung

Es ist kein Geheimnis, dass Google besser darüber Bescheid weiß, was wir wollen, als wir selbst. Tag für Tag füttern Millionen von Menschen die Suchmaschine mit Anfragen, durch die die Suchalgorithmen stetig dazulernen. Deshalb kann sich Google auch im Gedankenlesen versuchen: Um die Suche noch schneller und komfortabler zu machen, erhält man schon während man die Buchstaben eintippt Vorschläge, wonach man suchen könnte. Diese sogenannten Autovervollständigungen leiten sich aus beliebten Suchbegriffen anderer Leute sowie den von Google indexierten Internetseiten ab.

Das kann praktisch sein: Gibt man ins Suchfeld „leggastäni“ ein, wird einem automatisch „Legasthenie“ vorgeschlagen. Die Funktion kann allerdings auch für Ärger sorgen. So klagte etwa Bettina Wulff dagegen, dass Google ihren Namen automatisch um die Wörter „Escort“ und „Prostitution“ ergänzte. Man darf bezweifeln, dass das eine kluge Aktion war, denn die meisten Leute werden erst durch das Gerichtsverfahren und die damit verbundenen Medienberichte von den pikanten Ergänzungen erfahren haben (Stichwort Streisand-Effekt). Inzwischen ist der erste Ergänzungsvorschlag für Bettina Wulff übrigens „neuer Freund“ – das Leben geht eben weiter, genauso wie das Interesse der Leute an frischen Gerüchten.

Besser als sich über die Autovervollständigungen aufzuregen erscheint es also, sie als interessanten bis bizarren Einblick in die kollektiven Vorlieben der Menschen zu sehen. Es reicht, ein unschuldiges „B“ einzutippen, und schon offenbart sich die deutsche Seele: „Bild“, „Bundesliga“ und „Brutto Netto Rechner“ werden da als erstes vorgeschlagen. Und auch die Ängste der Bevölkerung lassen sich dank der Autovervollständigung ganz einfach freilegen: Was, wenn es – „regnet / im Bett nicht mehr läuft / kein Google gäbe“.

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