Mal Hand aufs Herz, liebe Star-Trek-Fans, ihr habt es doch schon lange geahnt: Zwischen Captain Kirk und Mister Spock – da läuft doch was! Vielleicht nicht in der Originalfernsehserie aus den 60ern, aber zumindest in den unendlichen Weiten des Internets. Fanfiction nennt man das, wenn Leute ihren Lieblingscharakteren aus Film und Literatur ganz neue Geschichten auf den Leib schneidern. Meist geht es dabei darum, dass sich zwei Figuren aus heiterem Himmel ineinander verlieben und zusammenkommen. Gerne auch Männlein und Männlein.
Das Phänomen gab es natürlich schon lange vor dem Internet, mindestens so lange wie es eben so etwas wie Fantum gibt. Doch erst durch die entsprechenden Plattformen im Netz kann heute jeder sein vulgärliterarisches Geschreibsel der Weltöffentlichkeit präsentieren. Es mag ein recht kleiner Kreis an Leuten sein, die sich diesem Zeitvertreib widmen, doch schaut man sich den Umfang der einschlägigen Archive an, merkt man, dass die Fanfiction-Schreiber äußerst produktiv sind. Genauso wie die menschliche Fantasie kennt auch das Internet keine Grenzen, deshalb passt beides so gut zusammen.
Wer auf literarisch hochwertige Erzählungen wert legt, wird beim Lesen von Fanfiction wohl eher nicht glücklich, doch für einen Einblick in die Sehnsüchte von popkulturell sozialisierten Teenagermädchen* ist die Amateurprosa allemal gut. Inzwischen geht es neben fiktiven Figuren aus der Unterhaltungswelt dementsprechend auch immer wieder um Stars und Sternchen, die gerade zufällig ins Haus gegenüber einziehen.
Außerdem kann man es damit sogar weit bringen, wie der Fall von E.L. James zeigt: Sie fing an, Twilight-Fanfiction zu schreiben, und letztlich entstand daraus „Fifty Shades of Grey“, der Sadomaso-Schmöker für Hausfrauen, der weltweit die Bestsellerlisten stürmte und schließlich sogar verfilmt wurde. Da schließt sich nicht nur ein Kreis, auch ein Rad dreht sich weiter. Denn inzwischen gibt es natürlich auch schon jede Menge Fanfiction zu „Fifty Shades of Grey“.
___
* Ich glaube ich mache mich keiner übertriebenen Stereotypisierung schuldig, wenn ich behaupte, es seien vornehmlich Mädchen, die sich als Fanfiction-Autorinnen betätigen.